Die Geschichte der Vincent-HRD Company
Die Firma HRD wurde 1924 von Howard R. Davies gegründet. Davies war ein ausgezeichneter Konstrukteur und Rennfahrer und gewann 1925 die Senior TT auf seiner selbstgebauten 500er HRD mit JAP Motor.
1928 wurde die Firma HRD an Bill Humphries verkauft und dieser verkaufte sie unmittelbar danach an den jungen Konstrukteur Phil Vincent weiter. Die Vincent HRD Company Ltd. wurde gegründet und die Zeichnungen, Teile und Werkzeuge wurden nach Stevenage, England überführt.
Die Motorräder trugen den Namen Vincent-HRD und wurden von verschiedenen JAP und Rudge-Pyton Motoren mit Burman-Getrieben angetrieben. Ihnen allen gemeinsam war die ungewöhnliche hintere Cantilever Federung (eine Erfindung von Phil Vincent selbst), welche auch in der weiteren Zukunft beibehalten wurde. Yamaha hat diese Ausführung drei Jahrzehnte später übernommen und zu unrecht als eigene Entwicklung vermarktet.
Vincent Rapide Serie C; Baujahr 1952
Serie C Rapide:
Zylinder: V-Zweizylinder 4 Takt
Hubraum: 998 cm³
Verdichtung: 6,8 : 1
Leistung: 45 PS bei 5.300 U/min
Bauzeit: 1949 – 1954
Produktionszahl: 4001
Ein eigener Motor
Der australische Konstrukteur Phil Irving kam 1932 zur Firma und erhielt den Auftrag einen eigenen Motor zu konstruieren. In den Jahren 1934/35 begann die Firma dann den von Irving erdachten 500 cm³ OHV Einzylinder-Motor mit dem Namen „Serie A Vincent HRD“ serienmäßig selbst zu erzeugen. Er wurde in die Motorradtypen Meteor, Comet und Comet Special TT Replica in verschiedenen Leistungsstufen eingebaut. Die Modelle unterschieden sich nur durch unterschiedliche Vergaser, Kolben und Nockenwellen.
Serie A Rapide
1936/37 erschien dann die über 100 Meilen pro Stunde (über 160 km/h) schnelle 1000 cm³ V-Zweizylinder „Serie A Rapide“, welche bald als „Klempner’s Albtraum“ bekannt wurde, da es viele verwirrende außen liegende Öl- und Benzin-Leitungen gab. Es geht die Geschichte durch die Runde, dass die Konstruktion durch zwei zufällig übereinander liegenden Comet Motorenzeichnungen entstanden sei. Die Rapide wurde schnell für ihr gutes Handling, den exzellenten Geradeauslauf und die guten Bremsen bekannt und wurde auf Grund der hervorragenden Motorleistung als Motorrad für den anspruchsvollen Fahrer bezeichnet, wenngleich die Kupplung und das Getriebe der gewaltigen Leistung nicht immer standhielten.
Nach dem Krieg
Nach dem Krieg erschien dann 1947 ein brandneues Motorrad, die 1000 cm³ V-Zweizylinder Serie B Rapide mit einem völlig überarbeiteten Motor und Getriebe.
Das Getriebe wurde zwar weiterhin getrennt mit Öl befüllt war aber in das Motorengehäuse integriert worden. Das Motorrad besaß auch keinen Rahmen im herkömmlichen Sinn, sondern der Motor war als mittragender Teil ausgeführt und hing frei unter einem kastenförmigen Öltank, welcher als Rahmenrückgrat diente. Der Steuerkopf für die Brampton Vordergabel war am Öltank/Rahmenrückgrat vorne angeschweißt, die hintere Cantilever Federung (und die Doppelsitzbank) war am hinteren Ende des Öltank/Rahmenrückgrates befestigt. Und das zusammen war schon das gesamte Fahrgestell – weniger geht nicht.
Das erste Superbike der Welt
Im Jahr 1947 erschien dann das erste, serienmäßige „Superbike“ der Welt, die 1000 cm³ V-Zweizylinder Serie B „Black Shadow“ mit 55 PS und 200 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Der Motor unterschied sich zur Rapide durch schärfere Nockenwellen, anderen Kolben mit höherer Verdichtung, größeren Vergasern und einem 5 Zoll großem Tacho (ging bis 250 km/h). Rein äußerlich hob sie sich von der Rapide durch ihren schwarz lackierten Motor entsprechend ab. Als Einzylinder wurde bei der B-Serie nur mehr die Meteor produziert.
Die Serie C
Ende 1948 wurden dann diverse Änderungen vorgenommen und damit wurde die Serie C ins Leben gerufen. Die Brampton Vordergabel wurde durch die eigens entwickelte Vincent Girdraulicgabel ersetzt. Das neue Innovative Design verband die Vorteile von Parallelogrammgabel und einer Teleskopgabel miteinander. Die Hinterradfederung wurde modifiziert und erhielt einen hydraulischen Dämpfer und serienmäßig wurden 4 Bremsen montiert, zwei vorne und zwei hinten.
Black Lightning
Mit der C-Serie entstand auch ein neues Racing-Modell, die 70PS starke Black Lightning. Es war im Grunde eine erleichterte Black Shadow mit Renn-Nockenwellen, höherer Verdichtung und größeren Amal TT Rennvergasern. Es gab nur einen 3 Zoll kleinen Drehzahlmesser und die Beleuchtungsanlage wurde weggelassen. Im September 1950 brach Rollie Free auf einer nur leicht modifizierten Black Lightning den Weltrekord für Serienmotorräder mit einer Geschwindigkeit von 260 km/h. Er fuhr auf einem Salzsee in Boneville und aus aerodynamischen Gründen lang liegend nur mit einer Badehose bekleidet. Von diesem außergewöhnlichen Motorrad wurden nur rund 30 Stk. gebaut.
Die Serie C Einzylinder Modelle waren in zwei Ausführungen erhältlich, als Comet und als Grey Flash. Die Comet entsprach den Black Shadow-Spezifikationen und die Grey Flash war die Rennversion in Anlehnung an die Black Lightning.
1949 verließ Phil Irving die Fabrik und 1950 wurden die Initialen HRD vom Logo „Vincent-HRD“ entfernt, da es in Amerika zu Verwechslungen mit HD von Harley Davidson kam.
Serie D
1954 wurde die weiterentwickelte Serie D vorgestellt. Es war eine radikale Weiterentwicklung der Serie C und die Spitzenmodelle Black Knight und Black Prince erhielten eine Vollverkleidung des gesamten Motorrades aus Fiberglas. Neu waren auch ein Hauptständer mit Hebehilfe und die Magnetzündung wurde durch eine Batteriezündung ersetzt. Die Verwendung des Rahmenoberteils als Öltank fiel weg.
1955 wurde die beliebten Modelle Rapide und Black Shadow auch als unverkleidete D-Version angeboten. Von der 500 cm³ Einzylinder-D-Version Victor wurde lediglich ein Stück gebaut.
Die geringen Stückzahlen dieser teuren, Superbikes waren nicht kostendeckend und so verließ Ende Dezember 1955 das letzte Vincent Motorrad – eine Black Prince das Werk.