Honda S800
Der Sportflitzer mit dem spektakulären Motor war das erste japanische Auto in Europa.
Auf dem Pariser Autosalon 1966 stellte Honda den S800 erstmals der europäischen Öffentlichkeit vor, danach auch auf London Motor Show und dem Autosalon in Turin.
Unter dem Vorzeichen “Formel eins Image to go” wurde der Honda S800 dem Publikum präsentiert. Und das von Hans Herrmann, der Rennfahrer zeigte im Dezember 1966 den Wagen in Hamburg her. Und der Wagen, als Cabrio und Coupé erhältlich, erfüllte alle Erwartungen. Aus 791 Kubikzentimetern holte der Flitzer 67 PS. Ein Leistungsgewicht, das damals für sensationellen Fahrspaß sorgte. Tempo 150 war möglich, für damalige Verhältnisse geradezu abenteuerlich. Der wassergekühlte Vierzylinder wurde mit ungeheurem Ingenieursaufwand produziert. Kurbelwelle und Pleuel waren nadelgelagert, was zu geringeren Reibungsverlusten führte.
Für die Fahrleistungen, die der Honda S800 zur Verfügung stellte, benötigten andere Hersteller wesentlich größere Brennräume. Bei 7570 Touren lag die Spitzenleistung an, bis 11.000/min drehen war kein Problem, auch 12.000 überstand der Motor ohne Schaden. Der Motor wurde wegen seiner Drehzahlfestigkeit oft mit Motorradaggregaten verglichen. Was allerdings in den meisten Fällen falsch war, der Motor war nämlich im Gegensatz zu den meisten Krad-Aggregaten langhubig ausgelegt. Sogar die deutsche Presse war begeistert: „Man kommt um die Feststellung nicht herum, dass die Japaner im Bau kleiner Hochleistungsmotoren einen deutlichen Vorsprung haben“, so Gert Hack in Auto, Motor und Sport.
Steckbrief
Baujahr: 1966-70
Hubraum: 791 ccm
Leistung: 67,2 PS
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Insgesamt hergestellt: 11.523 Stück
Vorgänger: S600
Clou des Wagens war der Preis. So viel Motorsport um 7750 Mark gab es bei kaum einem Konkurrenten. Und das mag etwas heißen. Honda hat nämlich damals nicht nur mit hohen Transportkosten, sondern auch noch mit Zöllen zu kämpfen gehabt. Trotzdem war der Honda S800 günstiger oder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz aus Deutschland (NSU Spider, NSU 1200 TT, VW Karmann-Ghia 1500, Opel Rallye Kadett), Frankreich (Peugeot 204 Cabrio), Italien (Fiat 850 Coupé und Spider, Fiat 124) und England (Austin Cooper 1300, Austin-Healey Sprite 1300).
Vor allem bei den Elastizitätswerten überzeugte der Honda S800. Waren beim Sprint von null auf Tempo 80 noch fünf der eben genannten Autos schneller, waren es beim Spurt auf 120 nur noch zwei. Zudem erreichten lediglich der Austin Cooper 1300 (Tempo 160) und das Fiat 124 Coupé (Tempo 165) bei Messfahrten der Fachpresse eine höhere Endgeschwindigkeit als der Honda S800 (Tempo 155).
Sophie Marceau und Claude Chabrol machten das Coupé des S800 sogar zum Filmstar – in „La Boum 2“ (1982) und in „Die zweigeteilte Frau“ (2007). Die Fangemeinde des Sportlers mit dem Mini-Motor wuchs unabhängig von seiner Verbreitung. Auch wegen folgender kolportierter Kuriosität: Nachdem Honda angegeben hatte, dass der Motor ohne Weiteres einer Drehzahl von 10.000 Umdrehungen standhalte, testete ihn die TU Braunschweig auf ihrem Prüfstand. Man erhöhte nach und nach die Drehzahl, bis es bei 12.000 U/min knallte. Statt des Motors hatte es aber den Prüfstand zerlegt.